Sobald man seinen jährlichen Freibetrag von 801 Euro überschritten hat, wird man mit der Kapitalertragssteuer und dem Soli konfrontiert. Die Kapitalertragssteuer beträgt in Deutschland 25% und 5,5% Solidaritätszuschlag. Zusammen sind es 26,375% was auf die Kapitalerträge zukommt. Nun die Frage, was kommt von der Dividende bei mir auf mein Konto wirklich an (Netto – Dividende)?
Wenn die Dividende aus dem Ausland kommt, muss man die Quellensteuer von dem Land, wo das Unternehmen sesshaft ist, bezahlen. Sobald Deutschland ein Abkommen wegen dem Doppelbesteuerung hat, kann man sich die Quellensteuer hier in Deutschland anrechnen lassen.
Was kommt von 1000 € Dividende an
Jedes Land hat einen anderen Steuersatz (Quellensteuer). Sollten man eine Dividende von Apple oder Coca-Cola erhalten, zahlt man 15% US-Quellensteuer. Wenn man hingegen eine Dividende von Recordati erhält, zahlt man 26% Quellensteuer an Italien. Machen wir mal einige Beispiele (ohne Freibetrag von 801€ Single / 1602€ Paare):
1000 € Dividende aus USA oder Niederlande
- 15% Quellensteuer (15% sind anrechenbar) = 150 €
- 10% Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 105,50 €
- somit müsste man 255,50 € Steuern zahlen
- von den 1000 € bleiben ca. 745 €
1000 € Dividende aus Deutschland
- 25 % Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 250 € + 13,75 €
- somit müsste man 263,75 € € Steuern zahlen
- von den 1000 € bleiben ca. 736 €
1000 € Dividende aus Finnland
- 30% Quellensteuer (15% sind anrechenbar) = 300 €
- 10% Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 105,50 €
- somit müsste man 405,50 € Steuern zahlen
- von den 1000 € bleiben ca. 595 €
1000 € Dividende aus Irland
- 20% Quellensteuer (0% sind anrechenbar) = 200 €
- 25 % Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 250 € + 13,75 €
- somit müsste man 463,75 € Steuern zahlen
- von den 1000 € bleiben ca. 536 €
Dividenden Rückerstattung durch Antrag
Natürlich kann man sich bei einigen Ländern durch einen Antrag sich die Quellensteuer erstatten lassen. Hier muss man aber abwägen, ob es sich der Aufwand lohnt. In einigen Länder geht es recht unkompliziert und in anderen wiederum fast unmöglich.
Machen wir auch hier einige Beispiele:
1000 € Dividende aus Dänemark
- 27% Quellensteuer (15% sind anrechenbar) = 270 €
- 10% Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 105,50 €
- somit müsste man 375,50 € Steuern zahlen
- von den 1000 € bleiben ca. 625 €
- Rückerstattung durch Antrag: 120 € (27%-15%= 12%). Es können 12% Quellensteuer, die nicht angerechnet worden sind zurückgeholt werden.
1000 € Dividende aus Schweiz
- 35% Quellensteuer (15% sind anrechenbar) = 350 €
- 10% Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 105,50 €
- somit müsste man 455,50 € Steuern zahlen
- von den 1000 € bleiben ca. 545 €
- Rückerstattung durch Antrag: 200 € (35%-15%= 20%). Es können 20% Quellensteuer, die nicht angerechnet worden sind zurückgeholt werden.
In den Länder Dänemark, Österreich, Finnland, Schweden und Schweiz lässt sich das sehr einfach bewerkstelligt werden. Bei Spanien, Italien und Irland ist das ganze leider dann schon sehr kompliziert – der Aufwand ist hier sehr groß, was sich demnach kaum lohnt.
Hinweis:
Falls man eine Freibetrag von 801€ eingetragen hat … Beispiel:
1000 € Dividende aus Deutschland mit einem Freibetrag von 801€
- Auf 199€: 25 % Kapitalertragssteuer + 5,5% Solidaritätszuschlag = 49,75 € + 2,74 €
- somit müsste 52,49 € € an Steuern gezahlt werden
- von den 1000 € bleiben ca. 947,50 €
Fazit
Was sagt uns das … USA, Niederlande, Japan, Großbritannien, Deutschland und nun auch neuerdings Frankreich gehören zu den Länder, wo ich gern meine Unternehmen sehe. Frankreich hat die Quellensteuer für Dividenden auf 12,8% gesenkt (Insgesamt: 12,8% Quellensteuer in Frankreich und 12,2% KapESt+ 5,5% SolZ in Deutschland).
Ich habe zwei Unternehmen aus Irland und eins aus Italien in meinem Depot. Diese Länder meide ich seitdem ich weiß, dass ich die gezahlte Quellensteuer in dem Land nie wieder zurückbekomme. Die meisten Aktien habe ich aus der USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Das mit Frankreich freut mich nun ungemein, dass sie ihre Quellensteuer auf 12,8% gesenkt haben.
Was von der Dividende nach den Steuern wirklich bei uns ankommt
Der Artikel ist vom Juni 2018. Zusammenfassung, Ergänzung (Januar 2021) und weiter Infos hinzugefügt. Anrechenbare ausländische Quellensteuer 2020 als pdf von Bundeszentralamt für Steuern – dort sind alle Länder enthalten. Zudem die Problematik mit französischen Aktien und der Quellensteuer!
Die Kapitalertragssteuer beträgt in Deutschland 25 Prozent. Hinzu kommt noch der beliebte Soli mit 5,5 Prozent (und ggf. Kirchensteuer). Der Freibetrag pro Person beträgt 801€. Bis zu diesem Betrag ist sind die Dividendenerträge steuerfrei.
Es gibt aber verschiedene steuerliche Gesamtbelastungen, je nachdem woher die Dividende kommt (Land). Also wo der Sitz des Unternehmens ist. Bedeutet Quellensteuer + Kapitalertragssteuer + Solidaritätszuschlag.
Beispiel: Durch den Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den USA werden nur 15 Prozent Quellensteuer statt 30 Prozent fällig und diese ist auch auf die Kapitalertragssteuer anrechenbar! (Ausländische Quellensteuer)
Anrechenbare ausländische Quellensteuer 2020: Anrechenbarkeit der Quellensteuer von Staaten, mit denen Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen hat.
Aber mit einem entsprechenden Formular kann man sich in vielen Ländern die einbehaltenen Quellensteuer zurückfordern. Schweiz, Österreich, Dänemark, etc… in einigen Länder ist es recht unkompliziert und in anderen, wie Spanien oder Italien ist es dann schon aufwändiger.
Frankreich: seit 2018 hat Frankreich seine Quellensteuer auf Dividenden von 30 Prozent auf 12,8 Prozent gesenkt. Dies gilt nur für Nicht-Franzosen. Wertpapierlagerstellen wie Clearstream wissen aber nicht, in welchem Land der Anleger steuerpflichtig ist. Deswegen werden weiterhin 30 Prozent abgezogen. Davon werden aber nur die 12,8 Prozent auf die Kapitalertragssteuer angerechnet. Abhilfe kann ein Antrag auf Vorabermäßigung schaffen (bescheinigt den Franzosen das der Anleger in Deutschland ist).
Es werden also erstmal 30 Prozent Quellensteuer abgezogen – obwohl eigentlich nur 12,8 Prozent nötig wären. Von den 1000€ werden dementsprechend 300€ fällig. Davon werden nur 128€ auf die Abgeltungssteuer angerechnet + 129€ Abgeltungssteuer und Soli. Bedeutet nun, wir erhalten 571€ von den 1000€!
Die Rückholung der zu viel gezahlten Quellensteuer ist in Frankreich nicht ganz so einfach – dafür wird ein Steuerberater nötig. Bei kleinen Beträgen lohnt sich der Aufwand dementsprechend nicht!
Und hier kommt die Vorabbefreiung ins Spiel, die ich oben bereits erwähnt habe. Die DKB bietet die Vorabbefreiung von der französischen Steuer an. Es muss dafür nur ein Formular bei der Bank ausgefüllt werden (die Gebühr beträgt 11,90€ und ist für drei Jahre gültig). Mit dieser Vorabbefreiung erhählt man dann sogar mehr Dividenden als mit deutschen Aktien. Von den 1000€ kommen dann ganze 745€ an (so wie bei USA und Niederlande).
DKB ist dementsprechend für französischen Aktien das ideale Depot!
Österreich: Die nationale Quellensteuer in Österreich beträgt 27,5%. Durch den DBA (Doppelbesteuerungsabkommen) kann ein Teil auf die Abgeltungssteuer angerechnet werden. Dies wären 15 Prozent. Also reduziert sich die die deutsche Abgeltungssteuer von 25 Prozent auf 10 Prozent.
Zusammenfassung sind es demnach 27,5 Prozent österreichische Quellensteuer hinzu kommen die übrigen 10 Prozent Abgeltungssteuer (darauf die 5,5 Prozent Soli). Demnach hätten wir hier eine Gesamtsteuerlast von 38 Prozent.
Dividendenwerte sind für die lange Frist ideal! (Gottfried Heller)
Hallo!
Wieso wurde hier nie erwähnt, dass man für die Antragstellung zur Rückholung der Steuer eine Gebühr bezahlen muss? 🙂 Aus Transparenzgründen sollte man erwähnen, dass hier ebenfalls noch Kosten anfallen.
Bevor jetzt alle in Kaufrausch bezüglich französischer Aktien verfallen: Bei meiner letzten Dividenden Abrechnung von EDF (19.06.2018) stehen immer noch 30% Quellensteuer drauf. Inspiriert durch deinen Artikel habe ich mich mal auf die Suche gemacht warum das bei der Berechnung noch nicht eingeflossen ist und bin im comdirect Forum (Link siehe unten). Dort heißt es, dass es wohl daran liegt, dass die französische Abrechnungsstelle ja gar nicht weiß woher man kommt und deswegen weiterhin die 30% abgezogen werden und nicht 12,8%. Ich bin mal sehr gespannt ob es in Zukunft noch Änderungen diesbezüglich gibt, oder ein kompliziertes System (Quellensteuer Rückerstattung aus Frankreich) beibehalten wird :O
https://community.comdirect.de/t5/Wertpapiere-Anlage/Französische-Quellensteuer-2018/td-p/40593/page/4
Wie sieht es mit ETFs aus? Zum Beispiel SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF, der ja in Irland „zuhause“ ist?
Vielen Dank für den Hinweis!
Wie stellt man diesen Antrag zur Rückerstattung?
Hallo,
kannst da einfach eine Mail schreiben.
Gruß Vita
Hallo,
warum wird nicht erwähnt dass man in seiner jährlichen Steuererklärung die Günstigerprüfung für Kapitalerträge beantragen kann, wodurch man dann nur seinen persönlichen Steuersatz auf die Kapitalerträge bezahlt, solange er niedriger ist als 25%?
Hallo,
ja das ist möglich. Sollte der persönliche Steuersatz unter die 25 Prozent sein – werden Steuern erstatten. Das Ganze kann man über die Steuererklärung realisieren.
Gruß Vita
Ich glaube das Beispiel für Deutschland ist da nicht ganz richtig. Wenn ich 1000€ Dividende bekomme, muss ich die Kapitalertragssteuer doch nicht auf die kompletten 1000€ zahlen. 801€ sind frei, somit zahle ich die Steuer nur auf 199€.
Hallo Sabine,
das obereBeispiel wurde ohne den Freibetrag von 801€ berechnet. Hat man einen Freibetrag von 801€, wo zahlt man die 26,375% nur auf die 199€.
Gruß Vita
Hallo,
Wie würde es funktionieren wenn ich 1000 € Bruttodividenden von amerikanischen Unternehmen und noch 1000€ Bruttodividenden von deutschen Unternehmen bekommen habe?. Für den Freibetrag 801€, welche Dividenden muss ich zuerst berücksichtigen? Es wäre besser die von deutschen Unternehmen, weil ich 26% zurückkriegen würde und nicht nur 11% (26%-15%) von den amerikanischen Unternehmen
Hallo Pablo,
bei den US-Dividenden zahlst du 15% Quellensteuer + 11,375% (Abgeltung+Soli). Die Quellensteuer wird auf die Abgeltungssteuer angerechnet. Bei 1000€ Dividende (801€ Freibetrag) zahlst du 150€ Quellensteuer und 52,50€ Abgeltungssteuer + Soli. Am Ende also etwa 97,50€ an Steuern.
Von Den 1000€ Dividenden aus Deutschland musst du nur 199€ mit 26,375 Prozent versteuern – Bedeutet eine Steuerlast von etwa 52,50€.
Gruß Vita
Hallo.
Läuft bei mir was falsch?
Ich bin schon über meinem Freibetrag.
Und wenn ich ne Dividende aus US bekomme, werden bei mir 15% Quellensteuer, 5,5% Solidaritätszuschlag und 25% Kapitalertragssteuer.
Nicht so wie in dem Artikel angegeben mit 10% Kapitalertragssteuer auf US Werte.
Fehler im Artikel, oder berechnet meine ING die Steuern falsch?
Hallo Gabriel,
wenn du Dividenden aus den USA erhältst, werden 15% Quellensteuer fällig. Diese werden aber auf die Abgeltungssteuer angerechnet – wodurch du im Grunde nur noch 10% Abgeltungssteuer zu verrichten hast.
Gruß Vita
Hallo Vita,
Würde es als Strategie besser lohnen mit Deutsche Aktien erstmal Dividende kassieren bis man den Freibetrag erreicht hat und dann auf die anderen Ländern investieren?
Wie ich das verstehe würde ein Beispiel wie unten nicht unbedingt lohnen:
Beispiel 1
Freibetrag von 801 noch nicht erreicht.
Man hat X Aktien aus Microsoft. Dividenden für den Jahr soll man brutto 600€ bekommen.
Ist es zu verstehen das aus dem Beispiel 1 man 15% sowieso zahlt und nicht zurückbekommt da die Amerikaner es nicht interessiert ob du ein Freibetrag bei einer deutschen Depot Bank hast?
Vielen Dank für deine Hilfe und Mühe bei dem Artikel.
Grüße
Hallo,
die 15% Quellensteuer zahlst du immer … Wenn du über die 801€ Freibetrag kommst. Dann wird sie ab dem 802ten Euro direkt berücksichtigt.
Gruß Vita