André Kostolany wurde 1906 in Ungarn geboren. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Er begann seine Karriere als Spekulant in den zwanziger Jahren an der Börse in Paris und später an allen großen Börsen in der Welt. Er schrieb Bücher über seine Erfahrungen, die ein Millionenpublikum fanden und in acht Sprachen übersetzt wurden. Bis kurz vor seinem Tod am 14. September 1999 war er an dem Welt- und Börsengeschehen interessiert. Er wurde 93 Jahre alt. Das Buch „Die Kunst über Geld nachzudenken“ war sein letztes Werk.
Die Kunst, über Geld nachzudenken (Amazon Link)
André Kostolany – und die Börse
In seinem Buch gibt der Autor keine konkreten Anlage-Tipps. Vielmehr schreibt er über die sich wiederholenden Abläufe an der Börse. Dabei lernt der Leser, dass sich die Geschichte an der Börse ständig wiederholt. Es geht immer auf und ab. Es gibt starke Anstiege und schlimmer Verluste. Die Kunst, diese vorauszusagen, wird von sehr wenigen beherrscht.
Mit dem Ei des Kostolany kann man die Auf- und Abwärtsbewegungen am Markt besser verstehen. Für ihn bewegt sich der Markt immer um dieses imaginäre Ei herum, wobei sich steigende Kurse (Hausse) und fallende Kurse (Baisse) ständig abwechseln. Die einzelnen Phasen können unterschiedlich lang dauern, bleiben aber immer gleich (Bullenmarkt und Bärenmarkt).
Hausse und Baisse sind jeweils in drei Phasen gegliedert.
Hausse:
- Phase 1 – In der Korrekturphase ist der Umsatz an der Börse klein und somit die Zahl der Aktienbesitzer gering. In dieser Phase gilt es am besten zu kaufen.
- Phase 2 – In der Phase der Begleitung steigt der Umsatz und die Anzahl der Aktienbesitzer. In dieser Phase sollte man die Aktien halten und abwarten.
- Phase 3 – In der Phase der Übertreibung entsteht Euphorie und die Kurse explodieren. In dieser Phase sollte man am höchsten Punkt verkaufen.
Baisse:
- Phase 1 – In der Korrekturphase ist der Umsatz klein und die Zahl der Aktienbesitzer geht zurück. In dieser Phase sollte man verkaufen.
- Phase 2 – In der Phase der Begleitung steigt der Umsatz und die Zahl der Aktienbesitzer nimmt schneller ab. In dieser Phase heißt es abzuwarten.
- Phase 3 – In der Phase der Übertreibung ist der Umsatz groß und die Kurse brechen ein. In dieser Phase gilt es zu kaufen.
Die Aussagen klingen einfach und logisch, aber es ist schwierig zu wissen, in welcher Phase man sich zurzeit befindet. Ist es in der Hausse Phase 2 oder 3 oder schon in der Baisse in Phase 1. Wenn es einfach wäre, das herauszufinden, könnte man schnell reich werden. Das Modell veranschaulicht aber trotzdem das ständige Auf und Ab an der Börse.
Kostolany schreibt: „Wer viel Geld hat, kann spekulieren; wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren; wer kein Geld hat, muss spekulieren.“ Durch waghalsige Spekulationen kann man schnell reich werden, muss sich aber bewusst sein, das man dabei genauso schnell Pleite gehen kann. Laut Kostolany funktioniert ein langfristiger Aufbau von Vermögen anders. Er wurde zu Ende seiner Karriere zum Anleger. Die Grundlage für den Aufbau von Vermögen sollten Index-ETFs sein, die lange gehalten und gefüttert werden.
Geeignet und ungeeignet
Zum Schluss noch zwei Anmerkungen:
- Für wen ist das Buch nicht geeignet? Das Buch eignet sich nicht für Leser, die auf konkrete Anlage-Tipps hoffen und die in kurzer Zeit damit reich werden wollen.
- Für wen ist das Buch geeignet? Das Buch ist ein Standardwerk für jeden Anleger. Die Erfahrungen des Autors geben einen guten Einblick in das Geschehen an der Börse und bringen ihre Akteure näher. Man erhält ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge und kann aus der Vergangenheit seine Lehren ziehen. Und laut Kostolany gehört auch eine Portion Glück dazu. Er bringt die Welt der Börse seinen Lesern mit Witz und Ironie näher.
Das Fazit
In diesem Buch schildert Andre Kostolany sein Verhältnis zu Geld und sein erfolgreiches Wirken an der Börse. Er füllt das Buch mit einem reichen Schatz an Einsicht und Erfahrung. Er schreibt über den Aktienhandel und wie wichtig es ist, seine eigenen finanziellen und mentalen Stärken richtig einzuschätzen, um im Aktienhandel erfolgreich zu sein.
In diesem Buch liefert der Autor Einblicke in seine eigene Herangehensweise und in seine eigene Denkweise. Er warnt davor, ohne Wissen zu handeln. Dabei sind nur die Hartgesottenen erfolgreich, wofür er viele Beispiele liefert. Das Buch ist einfach zu lesen und ist letztendlich eine erzählte Geschichte des Lebens des Andre Kostolany.
Nicht reich muß man sein, sondern unabhängig. (André Kostolany)